Eine "Heimatgeschichte" besonderer Art

Die Wirklichkeit des nationalsozialistischen Regimes auf lokaler Ebene

Vor 15 Jahren sorgte ein zeitgeschichtliches Buch über St. Johann/Pg. in der NS-Zeit für Aufregung. Der Band "St. Johann 1938 - 1945 - Das nationalsozialistische Markt Pongau - Der 2. Juli in Goldegg - Widerstand und Verfolgung" hatte viele Menschen bewegt. Erstmals wurde diese verdrängte Geschichtsperiode in einer Salzburger Gemeinde gründlich erforscht und publiziert.

Erschütternde Berichte und Bilddokumente über das weithin vergessene Kriegsgefangenenlager "STALAG 317" in St. Johann stießen auf großes Interesse in der Bevölkerung. Zehntausende, vor allem russische Kriegsgefangene wurden unter unvorstellbaren Bedingungen interniert und zu Tode gebracht. Die Erinnerungsdenkmale im sogenannten "Russenfriedhof" und an anderen Stellen des Ortes sind dadurch erstmals in einen historischen Zusammenhang gestellt worden

Auch die vergessene Tragödie der Deserteure von Goldegg-Weng und die vielen Opfer des SS-Sturms am 2. Juli sind seither wieder in das Gedächtnis der Bevölkerung zurückgekehrt.

Neben Themen wie Schule, Vereine, und Kirche widmet sich ein ausführliches Kapitel der Situation der Landwirtschaft und es wird die sogenannte "Entschuldungsaktion" detailliert dargestellt.

Die sachliche und wissenschaftliche Dokumentation der Auswirkungen des Nazi-Regimes in dieser Region des Salzachpongaus hat mittlerweile Eingang in den Geschichtsunterricht gefunden und viele Gespräche zwischen den Generationen ausgelöst.

Da neben Originaldokumenten auch unzählige Interviews mit Zeitzeugen Grundlage der Studie sind, ist die Darstellung lebendig und leicht lesbar.

Der örtliche und regionale Bezug macht es den Lesern anschaulich, welche Lebensumstände und Ereignisse diese dunkle Geschichtsperiode geprägt haben.

Der Schriftsteller Erich Fried hat für das Buch eigens das Gedicht "Fragelied" verfasst.

Viele Exemplare des Buches wurden verkauft.

Häufige Anfragen haben die Autoren Michael Mooslechner und Robert Stadler bewogen, das vergriffene Werk nun wieder aufzulegen.

(copyright: R.Stadler & M.Mooslechner)