Der "2. Juli 1944" in Goldegg: Widerstand und Verfolgung"

Zu einer der markantesten Stätten des NS-Terrors ist die Nachbargemeinde Goldegg im Juli 1944 geworden. Eine Gruppe von Bauernsöhnen hatte den Kriegsdienst verweigert und war nicht mehr an die Front zurückgekehrt. Nachdem jahrelang vergeblich versucht worden war, die "Fahnenflüchtigen" zu ergreifen, geriet am 2. Juli 1944 eine militärische Aktion der SS im Großraum Goldegg zu einer grausamen Menschenjagd. Mehrere Burschen wurden erschossen, über 50 Frauen und Männer verhaftet und teilweise später in Konzentrationslagern hingerichtet. Den gesamten Ablauf der Deserteurejagd in Goldegg lesen Sie im Buch ...

(Auszüge)
(Die Fahnenflüchtigen) erhalten von der Bevölkerung, namentlich von jener der Ortschaft Boden, alle nur mögliche Unterstützung, weshalb auch eine Festnahme der Flüchtigen bis heute noch nicht erfolgen konnte. (5)
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Um sich einen allgemeinen Überblick über die Lage zu verschaffen und um konkrete Maßnahmen zur Zerschlagung der Gruppe und zur Einschüchterung der Bevölkerung zu planen, tätigten die bereits erwähnten Gestapo-Spitzel über Wochen umfangreiche Erhebungen. Mit Unterstützung des auf rasche und radikale Klärung drängenden Himmler wurde eine militärische Großoffensive in Aussicht genommen, die sogar eine Aussiedelung der gesamten Bevölkerung des Gebietes Goldegg-Goldeggweng in die Ukraine beinhaltete. Der dokumentarisch belegte endgültige Befehl zu dieser rücksichtslosen Großaktion wurde vom Chef des Reichssicherheitsdienstes Kaltenbrunner gegeben.
Der leitende Gestapo-Beamte für den Gau Salzburg, Dr. Hubert Hueber, schilderte in einer Vernehmung vor Gericht im Jahre 1947 den Ablauf der Vorbereitungen folgendermaßen: "Ende Juni 1944 bekam ich vom SS-Obergruppenführer Dr. Kaltenbrunner den mündlichen Auftrag mit einer Einsatztruppe von SS-Leuten in der Stärke von (großes Aufgebot) gegen Fahnenflüchtige im Gebiete von Goldegg in den Einsatz zu gehen. Nach Zusammenziehung von Kripo und Gestapo-Leuten in der Stärke von ca. 70 Mann übernahm ich befehlsgemäß die Leitung bei dieser Aktion."
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Ebenfalls bei dieser Razzia erkannte ein anderer gesuchter Deserteur, Peter Ottino, die Aussichtslosigkeit der Lage. Er hatte sich im Keller eines dem Unterdorfgut benachbarten Hofes verschanzt, flüchtete ins Freie und erschoß dabei zwei Männer der SS, bevor er selbst im Kugelhagel fiel.
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Fast alle Angehörigen der Deserteure und diejenigen, die der Unterstützung der Gruppe verdächtig waren, wurden an diesem 2. Juli verhaftet und viele von ihnen in Konzentrationslager eingeliefert. Festgenommen wurden bei dieser Aktion 50 Personen, sei es als Hauptschuldige oder wegen Verdacht der Beihilfe zur Fahnenflucht.

(copyright: R.Stadler & M.Mooslechner)